Die Fächergarnelen

Allgemeines zur Fächergarnele

Am häufigsten und seit langem wird in Aquarien die Molukken-Bergbachgarnele (Atyposis muoluccensis) gepflegt, wesentlich seltener die Schwesterart, die Dornenfuß-Bergbachgarnele (Atyopsis spinensis). Auch die Blaue Monsterfächergarnele (Atya gabonensis) gewinnt immer mehr Freunde und ist häufiger in heimischen Becken zu sehen. Mit ihr verwandt ist die Rauhe Fächergarnele (Atya scabra). Schließlich sei noch die kleinste, die Pilipes-Fächergarnele (Atyoida pilpes) erwähnt.

Verbreitung und natürlicher Lebensraum der Fächergarnelen

Die Mehrzahl der Fächergarnelen kommen in schnell-fließenden Bergbächen Südostasien und auf den Inseln Indonesiens, Neuguineas, den Philippinen und in Mikronesien vor. Die Blaue Monsterfächergarnele kommt sowohl in Westafrika als auch jenseits des Atlantiks in Südamerika vor. Die Rauhe Fächergarnele ist bisher nur aus einem Flusssystem in Mexiko bekannt, und die dritte Art, Atya crassa, ist in Nigeria verbreitet.

Lebensweise und Nahrungsaufnahme der Fächergarnele

Das dritte Paar der Schreitbeine ist etwas kräftiger entwickelt. Damit halten sich die Fächergarnelen am Untergrund fest und trotzen so auch starker Wasserströmung. An den ersten beiden Schreitbeinpaaren haben sie jeweils einen Borstenfächer. Diese Fächer werden in regelmäßigen Abständen aufgespannt und dann, sobald sich genügend mit der Strömung angedriftete Partikel im Fächer angesammelt haben, eingeklappt und von den Mundwerkzeugen ausgekämmt und in die Mundöffnung gestopft. Als Passive Filtrierer brauchen sie also die Nahrung nicht herbeistrudeln, wie dies zum Beispiel Moskitolarven machen, sondern sie lassen sich die „gebratenen Tauben quasi ins Maul treiben“. Doch das täuscht. Tropische Bergbäche sind meist kein reich gedecktes Schlaraffenland; sie sind eher nährstoff- und nahrungsarm. Um das oft zu geringe Nahrungsangebot zu kompensieren, besetzen die Fächergarnelen Felsen und Steine in Stromschnellen und kleineren Wasserstürzen mit einer kräftigen Strömung. Das Nahrungsangebot pro Zeiteinheit lässt sich in Fließgewässern ermitteln aus der Partikelzahl pro ml, die mit der Fließgeschwindigkeit (cm pro sec) in der Zeiteinheit (sec) herantransportiert wird. Je stärker also die Strömung, desto mehr Nahrung werden von den Filterfächern erfasst. Wieviel Nahrung dann im Fächer hängen bleibt, hängt nicht nur von der Fächergröße, sondern auch vom Abstand zwischen den einzelnen Borstenhaaren ab.

Diese Zusammenhänge sollte man beachten, wenn man die Fächergarnelen auf Dauer erfolgreich halten will. Eine noch so dicke Algenbrühe im Stillwasserbecken nützt ihnen gar nichts. Die Fächer bleiben dann eingeklappt, und die Garnelen suchen am Bodengrund nach Futter. Dazu sind ihre Mundwerkzeuge aber schlecht geeignet, und die Garnelen drohen zu verhungern. Erst wenn die Fächergarnelen aus einer konstanten Richtung mit hoher Fließgeschwindigkeit angeströmt werden, klappen sie ihre Fächer auf und beginnen zu filtrieren.

Haltung von Fächergarnelen im Aquarium

Man sollte die Fächergarnelen in kleinen Gruppen von 4 bis 8 Exemplaren halten, vorausgesetzt man bietet ihnen genügend Sitzplätze und Verstreckmöglichkeiten. Da die Fächergarnelen recht sesshaft sind, reicht ein kleineres Aquarium (ab 60cm Kantenlänge) völlig aus. Als Sitzplatz eignet sich am besten ein großer und flacher Stein, der an der schmalen Seite kräftig angeströmt wird. Dazu platziert man ein das Einlaufrohr aus dem Außenfilter auf Höhe der Oberkante des Steins horizontal in einigen cm Abstand. So werden die Fächergarnelen gleichmäßig und mit konstanter Geschwindigkeit angeströmt. Den Ausströmerstein für die Sauerstoffversorgung bringt man am besten am anderen Beckenende unter, sonst setzen die Luftbläschen die Filterfächer sehr schnell zu. Als Futter gibt man fein zerriebenes Trocken- oder Frostfutter ins Wasser. Natürlich filtrieren die Garnelen nicht alle Partikel aus dem Wasser heraus. Ein Großteil sedimentiert am Boden oder trübt durch die Schwebstoffe mit der Zeit das Wasser ein. Das ist natürlich unerwünscht. Deshalb empfehlt es sich, in das Aquarium einen Schwarm kleiner Barben oder Bärblinge einzusetzen, sowie einige Indische Turmdeckenschnecken – die ideale Putzkolone für das Bodensubstrat. Diese lebendgebährenden Schnecken vermehren sich sehr rasch und halten Kies und Sand frei von abgesunkenen Futter- und Schlammresten. Fächergarnelen sind friedlich und können ohne Weiteres mit anderen Garnelen (Bienengarnelen und Amanogarnelen, aber keine Macrobrachium-Arten) und friedlichen Fischen vergesellschaftet werden. Sumatra-Barben, die ständig an ihnen herumzupfen würden, wie man es von ihnen kennt, wenn sie versuchen die Flossen anderer Fische anzuknabbern, sind dafür nicht geeignet.

Ist das Aquarium nicht allzu dicht besetzt, dann kann ein Filtermaterial im Außenfilter verzichtet werden, da sonst zu viel Futter im Filter hängen bleiben würde. Zusätzliche Reinigungsleistung bieten Büschel von Wasserpflanzen, z.B. kräftige Anubias und Hydroptila, und Schwimmpflanzen. Im Gegensatz zu vielen anderen Garnelenarten verschonen Fächergarnelen auch die Wasserpflanzen. Fächergarnelen sind jedoch empfindlich gegenüber Verschmutzungen und vor allem Schwermetallbelastungen. Auf plötzliche Änderungen des Wasserverhältnisse (größere Temperaturschwankungen, Wasserwechsel u.ä.) reagieren sie mit Schockzuständen oder spontanen Häutungen.

Zur Häutung ziehen sich auch die Fächergarnelen in kleine Höhlen zurück. Daher muss man ihnen genügend Versteckmöglichkeiten im Aquarium bieten.

Fortpflanzung

Fächergarnelen entlassen die planktisch lebenden Larven ins Wasser, wo sie mit der Strömung bachabwärts bis in die Mündungsbereiche der Flüsse verdriftet werden. Nur dort, in Brack- oder Meerwasser können sie sich entwickeln. Sie durchlaufen vier Entwicklungsstadien und wandern dann als Junggarnelen wieder stromaufwärts, wo sie schließlich zu sessiler Lebensweise übergehen und sich mit Hilfe ihrer Filterfächer ernähren. Dieser Wechsel zwischen Süß- und Salzwasser, den die Larven – im Gegensatz zum Beispiel zu den Mangrovenkrabben – selbst vollziehen müssen, macht eine erfolgreiche Nachzucht unter Aquarienbedingungen so gut wie unmöglich und ist bisher – soweit bekannt – auch noch nicht gelungen.